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Leseprobe - Krimi / Thriller
… „Gestern wurde eine männliche Leiche etwas außerhalb von Regensburg gefunden. Hermann Kröger, 48 Jahre alt, circa hundertachtzig Zentimeter groß.“
Mein Mund fühlte sich trocken an. Ich hätte im Moment alles für ein Glas Wasser gegeben, allein schon, um mich daran festhalten zu können. Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte ich weiter die Polizisten an und hoffte, sie würden das als Aufforderung sehen, mir genauere Angaben zur Verbindung mit meinem Fall zu liefern. Einen kurzen Moment schwieg der große Polizist. Scheinbar musste er die Worte erst sortieren, bevor er sie nach draußen ließ. Dann fuhr er fort: „Dieser Mann wurde regelrecht hingerichtet. In unmittelbarer Nähe des Tatorts haben wir die Tatwaffe, eine verchromte Walther P88, gefunden. Sie wird einem ukrainischen Staatsbürger zugeschrieben, der allerdings schon vor einiger Zeit in Zürich ermordet wurde. Wir gehen davon aus, dass es sich um einen sadistischen Rachemord innerhalb einer kriminellen Organisation handelt. Vor seiner Hinrichtung muss der Mann mehrere Stunden lang gefoltert worden sein, aber das wissen sie ja bereits.“
Diese Erklärung veranlasste mich zu einem innerlichen Freudensprung, aber ich musste vorsichtig sein und durfte mir nichts anmerken lassen.
„Haben sie noch mehr für mich?“, fragte ich mit bewusst gezügeltem Interesse. Ich lehnte mich etwas vor und sah die beiden nach wie vor genau an. Sie sollten den Eindruck gewinnen, dass ich an ihren Kenntnissen interessiert war, aber im Hinblick auf die Dauer des Falles natürlich auch schon vieles gehört hatte, vielen falschen Fährten folgte und nicht mehr so leicht zu beeindrucken war. Die beiden wechselten einen sehr kurzen Blick und es war klar, dass sie ein eingespieltes Team waren, in dem Gleichberechtigung wohl großgeschrieben wurde. Jetzt war wieder der Kleinere an der Reihe, mir Genaues zu erklären, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass dieses Gespräch auch für ihn nicht zu den Routineaufgaben gehörte.
„Bei der Wohnungsdurchsuchung des Toten haben wir auf seinem Computer Unmengen an Kinderpornos gefunden und Bilder von Kindern.“
Mein Körper spannte sich an und ich sah, wie der Polizist schluckte. Seine Stimme hörte sich belegt an, als er fortfuhr.
„Herr Reimann, auf diesen Bildern …“
Wieder schluckte er und ich wusste, was sie zu sehen bekommen hatten.
„Auf diesen Bildern waren tote Kinder, die entsetzlich zugerichtet waren. Wissen sie, bei der Mordkommission denkt man immer, man hätte alles schon gesehen … aber das ist nicht der Fall. Was wir in dieser Wohnung entdeckt haben, ist uns allen schwer an die Nieren gegangen, glauben sie uns.“
Wie nach einem geheimen Drehbuch übernahm nun der andere: „Es ist anzunehmen, dass diese Bilder mit ihrem Fall zu tun haben, und wir wollten ihnen persönlich mitteilen, dass ihnen die Kripo Regensburg die volle Unterstützung zusichert und freien Zugang zu allen Daten ermöglicht.“
Die beiden Männer wechselten abermals einen raschen Blick. „Wir haben ihn sofort erkannt“, sagte der eine zögernd. „Von dem Video …“ Der andere nickte stumm.
„… aber glauben sie mir, nach dem, was wir auf den Fotos gefunden haben, ist diesem Scheißkerl nur Gerechtigkeit widerfahren. Jede Sekunde seiner Qual hatte dieses Schwein voll und ganz verdient und ganz ehrlich, die Klosettbürste in seinem Anus … mit den Borsten, wie Tausende von Widerhaken, daran hochgezogen zu werden …“
Überrascht sah ich die beiden an und nickte langsam.
„Ja, so denken viele“, murmelte ich.
Die beiden Polizisten waren rasch aufgestanden und auch ich musste mich erheben. Nach diesen Informationen war es wenigstens nicht mehr verwunderlich, dass mein Verhalten etwas seltsam anmutete. Die beiden hatten vielleicht sogar Verständnis, dass ich etwas wirr rüberkam. Immerhin waren sie nur von den Bildern verstört und sie konnten sich bestimmt ausmalen, durch welche Hölle ich in all den Jahren gegangen war.
Ich streckte ihnen meine Hand entgegen und bedankte mich für diese wertvolle Mitteilung und das Angebot der umfassenden Zusammenarbeit. Trotzdem musste ich noch wissen, wie sie in ihrem Fall weiterermitteln würden, und deshalb erkundigte ich mich nach den nächsten Schritten und ihrem Ermittlungsstand. Sie schienen aber keinen Verdacht zu schöpfen und sahen es wohl als kollegiale Anteilnahme. Der Kleinere, dessen Stimme nun wieder frei und stark war, erklärte: „Natürlich müssen wir weiterermitteln, aber ich muss ihnen ja nicht erklären, dass wir in diesem Filz der organisierten Kriminalität ohnehin bald anstehen werden und es vielleicht nie rauskommt, wer diesen Mann erschossen hat. Bei dem gefundenen Material würde es mich nicht überraschen, wenn aufkommt, dass er Teil eines internationalen Kinderpornorings war. Unter uns gesagt, dann hält sich mein Mitleid ohnehin in Grenzen und es ist gut, dass es ein krankes Arschloch weniger gibt. Gibt es irgendeine Verbindung zur organisierten Kriminalität in diesem Fall? Stammte eines der Kinder aus diesem Umfeld?“
Ich überlegte einen Moment und schüttelte schließlich den Kopf. „Nein, nicht, dass ich wüsste.“
„Kröger ist in München aufgewachsen. Vielleicht war das der Grund, warum er zum Morden immer hierherkam. Angefangen hat er mit Prostituiertenmorden. Unsere Recherchen zeigen, dass er in den frühen 1980er Jahren in der Geigerstraße zwei Frauen ermordete … aber genau werden wir wohl nie erfahren, warum er immer nach München kam. In Regensburg führte er ein vollkommen unauffälliges Leben.“
Ich hob die Schultern. Ich hatte es tunlichst vermieden, irgendwelche Recherchen zu Hermann Kröger anzustellen, um keinen Verdacht auf mich zu lenken oder gar Beweismittel zu schaffen.
Mit einem festen Händedruck verabschiedete ich mich und versicherte noch, wie sehr auch ich ihre Meinung teilte. Kaum war die Tür hinter den beiden Männern ins Schloss gefallen, sprang ich mit einem Satz zum Papierkorb und riss das gelbe Kuvert an mich. Den Blick auf die roten Buchstaben gerichtet, atmete ich tief durch und zwang mich noch etwas zu warten, auch um sicher zu sein, dass keiner meiner Kollegen zur Tür hereinkam und fragte, was die Regensburger hier wollten. Die Regensburger Polizei hatte nun die Leiche gefunden, von Andres Auto und der Verbindung zu den beiden Morden hier in München wussten sie aber nichts, und soweit ich sie verstanden hatte, würden sie die Ermittlungen auch mit eher mäßigem Engagement in eine Richtung vorantreiben, die ihnen ganz sicher nicht die gewünschten Ergebnisse würde liefern können. Ich atmete ein paar Mal ein und aus und lauschte nach draußen.
Als alles ruhig und die Tür geschlossen blieb, löste ich den Klebestreifen auf der Rückseite. Das leise Ratschen dröhnte in meinen Ohren und wieder mal schlug mein Puls so heftig in den Schläfen, dass sie zu platzen drohten. Dann lag das Blatt Papier aufgeschlagen vor mir und ich begann, die mittlerweile vertraute Schrift zu lesen …
 
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