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Leseprobe - Kinderbuch
Mit verträumtem Blick sah der kleine Winterwind zum Abendhimmel und versuchte zu erkennen, woher wohl die vielen kleinen Schneeflocken kommen mochten, die so lustig wie tausende kleine Kristalle im Schein des Lagerfeuers funkelten. Wintersturm, so lautete der Name seines Vaters, beobachtete schmunzelnd seinen Sohn, da dieser immer wieder blinzelte, wenn ihn eine der weichen Flocken sanft in eines seiner Augen traf.
Langsam erhob Winterwind einen Arm und versuchte mit seiner kleinen nach oben geöffneten Hand, ein paar besonders große Flocken zu fangen. Als er meinte, genügend beisammen zu haben, machte er eine Faust, drehte sich zu seinem Vater um, und sah ihn stolz über seinen Erfolg lächelnd, fast schon ein wenig herausfordernd an. „Sieh Vater, ich habe …“
Dann wurde er traurig, da er nur eine nasse Handfläche vorweisen konnte. „Sie …, sie sind gestorben. Habe ich sie getötet Vater?“
Wintersturm ging zu seinem Sohn und kniete sich behutsam nieder. Nichts stirbt Winterwind. Leben geht niemals verloren, es verändert sich nur in seiner Form. Dies hier ist nur Wasser. Viele, viele Tropfen fallen im Sommer als Regen herunter und bilden einen See und wenn der Nordriese uns im Winter besucht, dann kommen die Tropfen als Schneeflocken zu uns, die wieder zu Wasser werden, wenn sie schmelzen. Stell dir einmal vor, du gehst auf einen sehr hohen Berg, pustest die Tropfen in den eisigen Wind und dann werden sie wieder zu Schneeflocken.“
„Das muss dann aber ein sehr hoher Berg sein!“
Wintersturm und Winterwind bemerkten, dass sich ihnen jemand genähert hatte. Beide sahen sich um, da sie wissen wollten, wer die Vater- und Sohngespräche belauschte. Ihr noch junger Geheimnismann, oder von den Weißen auch Medizinmann genannt, den alle mit dem Namen Büffelrücken kannten, hatte sich zu ihnen gesellt, ohne dass sie es vorher bemerkt hatten.
Der Geheimnismann machte in seiner Ausstrahlung stets einen ganz besonderen Eindruck auf den Nachwuchs. Voller Ehrfurcht vor dem, was die Kleinen noch nicht durchschauten, oder verstanden, sprachen sie oft nur flüsternd von ihm. Alle kannten ihn nur als sehr ruhigen und besonnenen Mann. Niemand hatte ihn jemals schimpfen gehört. Außer wenn sich die Krieger auf dem „Unreinen Pfad“, dem Kriegspfad befanden, dann sollte er richtig böse werden können, behaupteten jedenfalls die Väter.
Büffelrücken trug bereits Ehrenfedern, da er schon einige ziemlich beeindruckende Dinge in seinem Leben getan und sich diese Auszeichnungen verdient hatte.
Gebannt starrte Winterwind auf die verschiedenen Adlerfedern im Schopf des Geheimnismannes. Es war im Prinzip nichts Neues für den Jungen, da sein Vater auch Ehrenfedern besaß, doch es war eine Feder unter den anderen, die ihn regelrecht gefangen nahm. „Da!“, der Junge streckte seinen rechten Zeigefinger aus.
„Ja? Was ist da?“, fragte Büffelrücken, in seiner den Kindern gegenüber immer gutmütigen, fast großväterlichen Art.
„Was ist das für eine, die weiße Feder mit dem schwarzen Tupfen?“
„… auch eine Adlerfeder.“
Winterwind zog seine Stirn ungläubig kraus, so wie es die alten und weisen Männer zu tun pflegten, wenn sie etwas nicht so recht glauben wollten und das Gefühl hatten, man wolle ihnen einen Bären aufbinden.
„… von einem jungen Adler, es ist die Schwanzfeder eines übermütigen jungen Vogels, dem es noch an der nötigen Weisheit fehlt.“
Winterwind kniff jetzt die Augen zusammen und prüfte, ob sein Vater und der Geheimnismann ihn nicht veralbern wollten. Ein kleiner Lichtschein von der Seite, sehr schwach, doch stark genug, um ihn abzulenken, ließ den Blick von Winterwind kurz in eine andere Richtung schweifen.
Die Mutter des Geheimnismannes, welche von allen Menschen des Volkes Tanzender Kessel gerufen wurde, hatte die schwere verstärkte Klappe ihres Tipieingangs beiseite geschlagen.
Sie stand einfach nur da und wartete, ohne sich zu bewegen, so, als ob sie nur die kühle frische Abendluft genießen wollte. Büffelrücken hatte verstanden.
„Es würde mich freuen Sturmwind, wenn du mir gemeinsam mit deinem Sohn Winterwind beim Essen Gesellschaft leisten würdest.“
Sturmwind blickte hinunter zu Winterwind und nickte dann dankbar für diese Ehre. Eine Einladung zum Essen hätte er ohnehin nicht ablehnen dürfen. Es gehörte sich einfach nicht und wäre unhöflich gewesen.
„…und nachdem wir gegessen haben“, fügte der Geheimnismann hinzu, „werde ich dir, Winterwind, erzählen, warum Adler im jugendlichen Alter weiße Schwanzfedern und einen ganz rabenschwarzen Tupfen am Ende haben.“

Einst, es war zu der Zeit, als es in den Wäldern und auf den unendlichen Grasmeeren noch keine Menschen gab.
Man sollte annehmen, dass daher noch keine Unordnung unter den Lebewesen bestand, doch herrschte trotzdem ein heilloses Durcheinander unter den Tieren des Wassers, der Erde und den Geschöpfen in der Luft.
Dieser Zustand machte den Schöpfer allen Lebens sehr unglücklich und er erkannte, dass es eine Ordnung und Rangfolge unter den Tieren geben muss.
So begab er sich an die Küste des Ozeans und beobachtete dort alle seine Geschöpfe.
Es herrschte ein gewaltiges Durcheinander und wildes Treiben im Wasser. Der Schöpfer allen Lebens sah, das der Wal, das größte und weiseste Tier unter ihnen war, da es sich trotz seiner Kraft mit Anstand und Würde aus allen Streitigkeiten heraushielt und lediglich versuchte, zwischen den streitenden Parteien Einigkeit zu erzielen.
Doch die vielen Lebewesen des Wassers hörten nicht auf ihn, da er nicht ihr Anführer und außerdem viel zu gutmütig war. Da erkannte der Schöpfer allen Lebens, dass es nicht alleine auf die Größe eines Lebewesens ankam. So fiel ihm der kleinere Bruder des Wals, der Orca auf, der es an Kraft und Schnelligkeit, aber auch durch seine hohe Intelligenz, mit allen anderen Wasserlebewesen aufnehmen konnte.
Ihn machte er zum Häuptling aller Tiere im Wasser und befahl, das ihm fortan alle zu gehorchen hätten.
Er wartete noch eine Weile, um es sich anzusehen, ob dies wirklich eine weise Entscheidung war, doch recht bald schon wandte er sich glücklich ab, da die Unordnung nun vorbei war.

Jetzt machte er sich auf den Weg zu den Plains und er sah den alten weisen Büffel, der verzweifelt versuchte, unter all den vielen Landtieren ähnliches zu erreichen, wie zuvor sein großer Bruder der Wal unter den Bewohnern des Wassers.
Die Wölfe und Füchse stritten mit den Waschbären. Selbst die kleinen Erdhörnchen zankten sich untereinander.
Einzig der sonst so mürrische Dachs und der listige Coyote taten sich grinsend zusammen und waren der Auffassung, dass sie lieber abwarten würden, wer nun als Sieger unter den Streitenden hervorgehen würde, um ihm dann den Rang gemeinsam streitig zu machen. So entstand nebenbei auch eine ganz seltsame Tierfreundschaft zwischen dem Dachs und dem Coyoten. Noch heute tun sich diese beiden so unterschiedlichen Tiere sehr oft auf den Plains zusammen, um gemeinsam, Seite an Seite ihren Weg zu finden.
Doch im Moment noch fletschte der Grizzly aufbegehrend mit seinen Zähnen, da er der Meinung war, dass ihm die oberste Stellung an Land gehören würde.
Der Schöpfer schüttelte daraufhin nur mit seinem Kopf über die Uneinsichtigkeit des starken Grizzlys, der sich nur auf seine Kraft, die straken Krallen und seine furchteinflößenden Zähne verließ. Wie nur konnte dieser annehmen, dass er der Anführer sei, da er doch Winterschlaf zu halten pflegte. Was würde dann wohl in der kalten Jahreszeit geschehen, wenn die Tiere erneut keinen Anführer hätten?
Nur der alte weise Büffel versuchte Kraft seines Wissens Frieden zu stiften. … und so erwählte der Schöpfer allen Lebens ihn aus, als das weiseste und auch widerstandsfähigste Tier und so kam es, das auf Erden der Büffel stellvertretend für den Schöpfer allen Lebens, zum Häuptling aller Landtiere gemacht wurde.
Auch dies war eine gute Entscheidung und so blieb nur noch der Himmel übrig, in dem es galt die Ordnung wiederherzustellen.

Auf einem großen Berg blieb der Schöpfer allen Lebens stehen und übersah das unendliche Durcheinander unter seinen gefiederten Kindern.
Doch über allen schwebte in unerreichbaren Höhen der Goldadler und sah mit einem Kopfschütteln auf seine kleineren Brüder, den Falken, den Habicht, die Drossel, oder auch die Meise und die vielen anderen gefiederten Geschwister herab, die alle seine ermahnenden Rufe, endlich Ruhe zu bewahren, ignorierten.
Er hätte die Macht gehabt, allein mit seiner Kraft alle zu unterwerfen, doch lag es nicht in seiner Natur.
Ihn, so beschloss der Schöpfer allen Lebens, würde er zu dem Häuptling aller Tiere in der Luft machen und er sah bald, schon nach wenigen Augenblicken, dass auch dies eine gute Entscheidung war.
Doch der alte erfahrene Adler, ebenfalls stolz und weise in seiner Art, wie die beiden neuen Häuptlinge zu Wasser und auf der Erde, hatte einen Sohn.
Er war fast schon so groß wie sein Vater selbst und nur an seinen weißen Schwanzfedern konnte man beide voneinander unterscheiden. Die unsagbare Ehre, die seinem Adlervater zu Teil wurde, übermannte auch den jungen Adler und er wurde übermütig, da er nun der Sohn eines sehr großen Häuptlings war. Stolz flog er hoch und höher hinauf, bis er sogar die Wolken berührte und hörte nicht auf die Warnungen seines Vaters, Mutter Sonne nicht zu nahe zu kommen. „Du wirst in ihrem Glanz verbrennen!“, rief er seinem Sohn noch hinterher, doch da war es schon zu spät und er berührte bereits ihre ersten Strahlen.
Die Sonne aber und auch der Schöpfer allen Lebens lachten, wussten sie doch von der ungestümen übermütigen Art der Jugend … und in Anbetracht des heiligen Bundes, den auch der Adler mit dem Schöpfer allen Lebens eingegangen war, verbrannte ihn die Sonne nicht.
Lediglich seine weißen Schwanzenden berührte Mutter Sonne liebevoll und auch nur ganz vorsichtig mit ihren Strahlen und sengte sie ein wenig an. Der junge Adler, nun sehr erschrocken, flog sofort zu seinem Vater zurück und betrachtete seine schwarz angesengten Schwanzfedern, aber trotzdem glücklich noch am Leben zu sein.

Seit diesem Tage trägt der Adler im noch jugendlichen Alter, zum Zeichen dieses heiligen Bundes, schwarze Tupfen auf seinen Schwanzfedern, die jedes Wesen an den Übermut der Jugend, aber auch an das heilige Bündnis erinnern sollen.
Selbst viel später, als dann die Zweibeiner, oder auch Menschen auf die Welt kamen, erinnerte man sich immer an den Adler und an den Drang der Jugend sich beweisen zu müssen und so wurde unter den jungen Kriegern der Plains die Adlerfeder recht bald schon, als Zeichen für besonderer Taten, sehr beliebt.
Man erwählte sie daher als Zeichen des Sieges und auch als heiliges Symbol, dem Bund gedenkend, zwischen dem Schöpfer allen Lebens und allen seinen Kindern, ob nun zwei-, vier- oder mehrbeinig …
 
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