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Leseprobe - Jugendbuch - Belletristik
Die Morgensonne schien an diesem frühen Julitag bereits hell und recht warm, und kein Wölkchen trübte bisher den freien Blick in den azurblauen sommerlichen Himmel. Nicht nur in der Siedlung, in welcher die Familie Wildner mit ihren beiden Kindern, einem Jungen und einem Mädchen lebte, nein, überall in ganz Frankfurt spürte man sehr deutlich: Der Sommer ist da! Aus allen Richtungen, aus Bäumen und Sträuchern vernahm man das muntere Vogelgezwitscher, welches vermochte, die Seele der Menschen zu erheitern. Das Summen tausender kleiner Insekten, welches man ebenfalls nicht überhören konnte, erinnerte die Bewohner jedoch auch an die Schattenseiten des Sommers und das man vielleicht etwas gegen diese kleinen stechenden Plagegeister unternehmen sollte.
Der laue Sommerwind blies zudem den wohltuenden Duft des kleinen von Frau Wildner liebevoll angelegten Kräutergartens bis weit hinaus auf den säuberlich gepflegten Gehweg. Manch ein Passant blieb stehen, um einen Augenblick innezuhalten und versuchte die einzelnen Kräutergerüche zu unterscheiden. Fast wurde es in der Straße zu einem kleinen und recht beliebten Sport der vorübergehenden Nachbarn.
Eigentlich die perfekte Vorstadtidylle, welche Frieden, Harmonie und Geborgenheit ausstrahlte ... eigentlich, wenn da nicht …

Es sah lustig aus, wie die Sonnenstrahlen durch die luftigen Vorhänge des halb geöffneten Kinderzimmerfensters drangen. Lukas, ein blonder aufgeweckter Junge von fast elf Jahren und natürlich Herr seines eigenen kleinen Reiches, erwachte soeben etwas unsanft aus seinen Träumen. Was war das nur für ein schreckliches Geklimper, dass jemand, ganz in seiner Nähe einem Klavier entlockte, fragte sich der Junge. Noch etwas benommen, streckte und reckte er sich dennoch genüsslich und ließ seinen noch unklaren Blick durch sein Kinderzimmer schweifen. Lustig sah es aus, wie die von der Morgensonne beschienenen und im sanften Wind wehenden Vorhänge ihre Schattenspiele auf Lukas seiner Bettdecke aufführten. Noch etwas vor sich hinträumen, ja das wäre jetzt schön, dachte sich Lukas, wenn da nicht diese blöde Klaviermusik wäre. Sicher war es Lisa, seine kleine Schwester, dieses Biest, die ihn nur wieder einmal mit ihrem neuen Radio ärgern wollte.
Lukas hielt inne. Weshalb stand die Sonne eigentlich schon so hoch? Es war doch nicht Wochenende, oder …? Ein plötzlicher Schreck durchfuhr ihn und sein Blick fiel suchend auf seinen Wecker.
„Mist!“, entglitt es seinen Lippen und er sprang, wie von einer Tarantel gestochen, sofort aus seinem Bett. Es war schon 7:57 Uhr. „Verschlafen, ausgerechnet heute! Ich hätte bereits in der Schule sein müssen!
Oh Kacke!“ Sofort war Lukas hellwach und rannte schleunigst in die Küche, zugleich der Quelle dieses nervigen Klaviergeklimpers, wo er auch seine Eltern vermutete. Er staunte, weshalb war denn niemand hier, oder hatte vor dem Verlassen des Raumes wenigstens das einsam, dafür aber umso lauter gestellte Radio ausgeschaltet?
Er betätigte den Schalter des Radios. „Mama? Papa?“, … keine Antwort. „Na super!“ Lukas wurde langsam richtig sauer und auf seiner Stirn bilden sich die ersten kleinen Zornesfalten. Was sollte dieser Unfug? Seine Eltern wussten doch ganz genau, wie wichtig ihm dieser heutige Tag in der Schule war. … und so lief er von einem Zimmer in das nächste, um seinen anwachsenden Frust bei irgendjemandem loswerden zu können. Doch niemand war da, den er hätte beschimpfen können. Er sah sogar im Schlafzimmer unter den Ehebetten der Eltern nach. Nichts. Dann, als er auch im Schrank nachsehen wollte, fiel ihm auf, dass der halb offenstehende Kleiderschrank seiner Eltern fast ausgeräumt war. Was sollte das alles, er verstand es nicht.
„Lisa, Lisa!“, rief er erst zuckersüß, dann energischer nach seiner kleinen Schwester. „Ihr könnt alle wieder rauskommen!“, aber niemand antwortete ihm.
Nach einer Weile des vergeblichen Suchens war Lukas dieser, wie er fand, ganz gemeine Scherz fast schon egal und er wollte einfach nur noch wieder jemanden aus seiner Familie finden. Irgendetwas stimmte hier aber nicht, er spürte es ganz instinktiv, konnte es aber nur noch nicht genau deuten. Dennoch versuchte er sich wieder etwas zu beruhigen, um klarere Gedanken fassen zu können. Hatte er da gerade etwas rauschen gehört? Ein Hoffnungsschimmer machte sich auf seinem mit Sommersprossen versehenem Gesicht breit. Auf Zehenspitzen schlich er sich noch einmal voller Erwartung in das Bad. Enttäuscht bemerkte er dort aber nur, dass es lediglich die Dusche war, die noch lief, was er bei seiner vorherigen Suche in all der Aufregung komplett überhört haben musste. Langsam drehte Lukas den Brausehahn zu und lauschte wieder. Es war nichts mehr zu hören, doch empfing ihn eine seltsame Stille … eine unendliche, eine ganz andere Stille, als erwartet. Trotz der ihn fast erdrückenden Stille sah sich Lukas nun etwas genauer im Badezimmer um.
Quer auf dem Boden lag eine Zahnbürste, die bereits mit Zahnpasta versehen war. Die Borsten waren schon ein wenig abgenutzt, also konnte es nur die seines Papas sein, der nie mehr als nur 10 Tage brauchte, um seine Zahnbürste fast runterzuschrubben.
„Mama? Papa?“ Noch einmal rief Lukas auf dem Weg in die Küche nach seinen Eltern, doch dieses Mal leiser, fast schon vorsichtiger. Was war hier nur geschehen, denn vor dem Kühlschrank sah er jetzt ein zerbrochenes Glas in einer Pfütze aus Mich liegen.
Nachdenklich und mit gesenktem Kopf trottete Lukas zurück in sein Zimmer, seine Gedanken explodierten regelrecht, da er solch eine Situation bisher noch nicht kannte.
Es schien ihm fast so, nein, es sah alles ganz danach aus, als habe seine Familie fluchtartig die Wohnung verlassen. Doch warum … und dazu noch ohne ihn, wenn es denn tatsächlich einen Grund zu einer Flucht gab?
Das Ganze passte nicht in das Gedankenschema eines elfjährigen, der seine Familie liebte und von ihr auch geliebt wurde. Für einen kurzen Augenblick setzte er sich grübelnd auf sein Bett, bevor er an das Fenster trat, um auf die Straße zu blicken.
Doch auch dort war niemand zu entdecken. Egal, dachte sich Lukas, er würde seine Familie schon irgendwo da draußen finden. Der Gedanke, seine Eltern wären vielleicht nur kurz um die Ecke gegangen, beflügelte seine Sinne und so schlüpfte er schnell in seine Sachen, strich sich seine Haare notdürftig glatt und lief aufgeregt zur Wohnungstür hinaus.
Der einzige Mensch, den er draußen sah, war seine Nachbarin Frau Weichert, eine großzügig beleibte Dame mittleren Alters. Manche Nachbarn behaupteten, hinter vorgehaltener Hand, sie verspeiste täglich mindestens die Menge ihres eigenen Körpergewichts.
„Diese doofe alte Meckerziege“, entglitt es Lukas in flüsterndem Tonfall, als er sah, wie Frau Weichert sofort auf den arglosen Briefträger Herrn Müller losstürmte, der soeben auf seinem Rad um die Ecke bog. Herr Müller, eigentlich ein ganz lieber Kerl, der leider stets mehr zu erzählen hatte, als er eigentlich wusste, vergaß dabei oft die Zeit und so erreichte der eine oder andere Brief erst am frühen Nachmittag seinen Empfänger.
Doch so war es nun einmal in der Straße, in welcher auch Lukas wohnte. Jeder kannte jeden und so war auch ein jeder stets sehr bemüht, nicht zum Gesprächsthema der Straße, vor allem aber nicht einer ganz speziellen Dame, Frau Weichert, zu werden.
„Frau Weichert“, schoss es Lukas plötzlich ein. Sie sah und wusste immer alles und mit Sicherheit auch etwas über den Verbleib seiner Familie …
 
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